Der Pfeil zeigt auf den Frühlingspunkt. Die Sternbilder sind mit den Abraxas-Leitzahlen gekennzeichnet.
Als helles, schimmerndes Band zieht sich die Milchstrasse – unsere Galaxis – über den Sternenhimmel. In den Mythen alter Kulturen ist sie die Straße, auf der die Seelen der noch Ungeborenen und auch der Verstorbenen wandeln. Erst seit der Erfindung von Fernrohren, Astrokameras und Radioteleskopen ist die Galaxis Forschungsobjekt und Anlass verschiedenster Theorien über den Ursprung und Gestalt des Weltraums. Sie besteht aus Sternhaufen, planetarischen Nebeln, dunkeln und leuchtenden Gaswolken, Spiralnebeln (die nichts anderes sind als entferntere Galaxien) und 200 Milliarden verschienartigster Fixsterne, von denen unsere Sonne ein recht typischer Vertreter ist. Im Sternbild Schwan ist ein Sternballungsgebiet zu sehen, das Lichtjahre weit entfernt ist. Die Galaxien neigen zu Gruppenbildung. Unsere Gruppe umfasst einen Raum von 3 Milliarden Lichtjahren und enthält 18 Galaxien. Unsere „Nachbarstraße” im Weltraum ist der Andromeda-Nebel.
In unseren Breiten steht der Polarstern in etwa halber Höhe über dem Nordhorizont und ist ein heller, aber längst nicht der hellste Stern am Himmel. Wie die Sonne und die meisten Gestirne ist er ein Fixstern, der sein Licht selbst erzeugt. Für die Orientierung am Himmel ist er von großer Bedeutung. Mit Hilfe des Himmelswagens lässt er sich finden und bald als der Stern entdecken, um den sich alle anderen drehen, während er als einziger unbeweglich stehen zu bleiben scheint. Ursache dafür ist, dass er genau in der Verlängerung der Erdachse steht, wie die Zeichnung zeigt. Diese Achse zwischen Nord- und Südpol steht nicht senkrecht zur Umlaufbahn der Erde sondern ist geneigt – wie ein riesiger Kreisel dreht sich die Erde um ihre Achse. Eine Kreiselumdrehung dauert 26 000 Jahre; dabei läuft der Frühlingspunkt – der 21. März – durch alle 12 Tierkreissternbilder. So stand dieser Tag vor 7000 im Stier, lief dann durch den Widder, steht heute im Fisch und rückt weiter zum Wassermann.
Zu zweit stehen die Löwen am Himmel, der kleine über dem Rücken des großen.
Regulus (R) gilt als das Herz des großen Löwen. Er ist einer der strahlendsten Sterne des ganzen Himmels und heißt auch Königsstern. In den Märchen und Fabeln aller Völker ist der Löwe der König der Tiere. Nach der griechischen Sage war es die erste Aufgabe des Helden Herakles, den unverwundbaren Nemeischen Löwen zu töten – als sein Pfeil abgeglitten war, betrat er mutig die Höhle des Löwen und erwürgte ihn in seinem Armen. Der Kopf des Untiers wurde sein Helm, das Fell sein Mantel.
Er hat Familiensinn und ein warmherziges Gemüt. Seine Gesinnung ist edel, sein Auftreten nicht frei von Geltungsbedürfnis. Er ist sehr stolz, und wer ihn kränkt, bleibt nicht ungeschoren. Gern steht er im Mittelpunkt, ist kontaktreich, auch fröhlich. Sein tiefstes Inneres jedoch wird von einer undurchdringlichen Mauer umschlossen.
Der Krebs ist ein recht unauffälliges Sternbild. Der griechischen Sage nach war er mit der Hydra eng befreundet und half ihr mutig im Kampf gegen Herakles, indem er den Helden mehrfach in die Ferse zwickte – was Herakles recht lästig fand.
In der Natur gibt es Leuchtkrebse, Knallkrebse, Ritterkrebse, den Palmendieb, der Kokosnüsse vom Baum holen und öffnen kann, auch Hummer und Langusten gehören zu den vielen Tausend verschiedenen Arten. Der Einsiedlerkrebs verbringt seinen empfindlichen Hinterleib in den Schalen von Porzellanschnecken oder Herzmuscheln und ist in der Wachstumszeit ständig auf „Wohnungssuche” nach immer größeren, gut passenden Gehäusen.
Er ist häuslich, sensibel, manchmal auch überempfindlich. Als Freund ist er zuverlässig und hilfsbereit, in der Liebe zärtlich und treu. Er verbindet Einfallsreichtum mit manueller Geschicklichkeit, ist künstlerisch begabt und von großer Ausdauer.
Die Zwillinge sind am Himmel unübersehbar. Pollux (P) ist einer der hellsten Sterne kaum weniger hell ist das interessante Mehrfachsystem von Kastor (K). Ein großer und zwei kleine Sterne umkreisen mit unsichtbaren Begleitern, vermutlich Planeten, eine gemeinsame Mitte.
In der griechischen Sage von den Dioskuren sind die Zwillinge die Söhne von Zeus und Leda, aber nur Pollux ist unsterblich wie sein Vater. Als Kastor im Kampf mit dem scharfsichtigen Lynkeus und dem starken Idas fällt, fleht Pollux zu Zeus, er möge auch ihn sterben lassen, da er den Bruder mehr liebe als sein Leben. Stattdessen gewährt Zeus den Brüdern, Tod und Unsterblichkeit miteinander zu teilen: Gemeinsam verbringen sie je einen Tag in der Unterwelt und einen auf der Erde.
In seiner Seele kämpfen hohe Ideale mit eigensüchtigen Trieben. Erst in reiferem Alter findet er zu Harmonie. Mit geistiger Beweglichkeit und Kontaktfreude kommt im Leben leicht voran.
Dieses umfangreiche Sternbild hieß schon Stiere, bevor die meisten Sternbilder einen Namen hatten. Sein Herz ist der leuchtende Aldebaran (A), ein sogenannter roter Riese von ungeheuren Hitzegraden.
Nach uralter, sumerischer Sage erschafft der Göttervater Anu den Himmelsstier, der Ischtar gegen ihre Angreifer beschützen soll.
In der griechischen Sage verwandelt sich Zeus in einen Stier, um die bezaubernde Europa zu entführen. Ein Sohn dieses Abenteuers ist Minos. Als er zum König von Kreta wird, verweigert er den Göttern das Dankopfer. Zur Strafe bringt seine Gattin den Minotaurus zur Welt – ein Ungeheuer mit Stierkopf und menschlichem Körper, dem im Labyrinth junge Mädchen und Knaben geopfert werden.
Alle seine Lieben hat er gern um sich, kann sich von nichts und niemandem trennen, ist zärtlich, leidenschaftlich, eifersüchtig – ein unermüdlicher Arbeiter, wenn die Aufgabe ihn reizt – und rechthaberisch.
Der Widder ist ein unscheinbares Sternbild. Seine große Bedeutung hat er aus der Widderzeit, in der vor 5000 Jahren Kalender und Tierkreis festgelegt wurden. Damals stand der Frühjahrspunkt im Zeichen des Widders. Noch heute die Himmelsorientierung der Widderzeit die Grundlage aller astrologischen Berechnungen.
Nachdem der Widder Phrixos und Helle übers Meer geflogen hatten, wurde er in den Himmel versetzt. Von da an hinge sein goldenes Fell in einem heiligen Baum und wurde von Drachen bewacht. Jason gelang es – mit Hilfe der Argonauten und der Zauberin Medea – das goldene Vlies zu rauben. Damit bestand er die Mutprobe, die von ihm verlangt worden war, und wurde König von Jolkas.
Mut, Einsatzfreude, Zielstrebigkeit und guter Teamgeist machen ihn zum Erfolgsmenschen. Mit Abenteuerlust und starkem Selbstbewusstsein ist er in der Liebe aufregend – aber auch ziemlich anspruchsvoll.
Die Fische sind zwar kein kleines Sternbild, doch weisen sie kein besonders helles oder bemerkenswertes Gestirn auf. Da der Frühlingspunkt seit rund 2000 Jahren in diesem Zeichen steht, leben wir – Astrologisch gesehen – im Zeitalter der Fische.
In der biblischen Schöpfungsgeschichte überliefert Moses, wie GOTT noch vor der Erschaffung von Tieren und Menschen dem Wasser befiehlt, „sich mit lebenden und webenden Tieren zu erregen”.
Bereits im Jahr 550 v. Chr. Entwickeln griechische Philosophen die heute allgemein gültige Theorie, dass sich alle Lebewesen aus dem Wasser entwickelt haben.
Er ist fröhlich und bescheiden, liebt die Geselligkeit und ist ein geistreicher Gesprächspartner. Seine Neigung zu Träumereien macht ihn empfänglich für die Kunst, beeinträchtigt aber seinen Realitätssinn nicht. In der Liebe ist er zartfühlend und rücksichtsvoll. Seine Schweigsamkeit macht ihn zum vertrauenswürdigen Gesprächspartner.
Der Wassermann steigt an Herbstabenden über den Horizont. Sadalsud (S) verkündet die Regenzeit und bedeutet in der arabischen Astrologie „glücklichster Stern der ganzen Welt”.
Der Wassermann bezieht sich auf das Mysterium der Geburt: Im Wasser der Fruchtblase „schwimmt” der Säugling in die Welt. Zu Silvester der frühen Widderzeit trat die Sonne in den Wassermann und leitete die Geburt des neuen Jahres ein. Der Frühlingspunkt wird um das Jahr 2100 den Wassermann erreichen. Dann wird die Wassermannzeit beginnen, und nach uralter Sage Frieden, Glück und Wohlstand mit sich bringen.
Die Mythologie aller altern Volksmärchen belebt Meere, Flüsse und Teiche mit menschenähnlichen Wassergeistern. Der grausame Nöck stiehlt kleine Kinder – die verführerische Nixe zieht schöne Jünglinge in ein nasses Grab.
Forscherdrang und praktische Vernunft machen ihn zum kühlen Beobachter. Ansichten und Verhalten passt er stets den neuesten Erkenntnissen an.
Der Steinbock entstand erst in jüngerer Zeit aus dem Ziegenfisch des babylonischen Tierkreises.
Die griechische Mythologie verbindet das Sternbild mit Pan, dem All-Begriff der ältesten Naturreligionen und ziegengestaltigen Hirtengott. Lustvoll verfolgte er einst Syrinx – doch die scheue Nymphe verwandelte sich in ein Schilfrohr. Pan schnitt sich daraus die Hirtenflöte, auf der von nun liebestolle Wiesen spielte. Aus dem Dunkel längst vergessener Mythen stammt Aiga, mit der er Aigipan, den Ziegenfisch zeugte. Aus den Meereswellen tauchend blies Aigipan furchterregend auf dem Muschelhorn, versetzte die Feinde von Zeus im Titanenkampf in panischen Schrecken und wurde zum Dank als Sternbild in den Himmel versetzt. Seine Hörner und Bocksfüße aber leben im Teufel fort.
Aufgaben erfüllt er gewissenhaft und liebt die Liebe und den Erfolg. Er trifft ungern Entscheidungen, ist musikalisch – und dickköpfig.
Im Sternbild des Schützen liegt heute die Wintersonnenwende, zu der die alten Völker des Nordens den Winter verbrannten und Liebespaare durchs Feuer sprangen.
Nach griechischer Überlieferung gehört der Schütze zum Bergvolk der Kentauren. Einst lud der König der Lapithen die wilden Pferdemenschen zu seiner Hochzeit ein. Da sie an Wein nicht gewöhnt waren, wurden sie schnell betrunken und versuchten gewalttätig, die Landestöchter zu rauben. Nach blutigem Handgemenge wurden sie von den Lapithen vertrieben. Ein Teil von ihnen zog sich in die Vulkanberge von Magnesia zurück. Dort bewachten sie einen der Eingänge zur Unterwelt und verfolgten Frevler mit ihren Pfeilen. Die anderen ließen sich unter Führung des weisen Chiron im schönen Arkadien nieder.
Zielstrebig verfolgt er Aufgaben, auch höhere Ideale. Er hat großes Pflichtgefühl, ist ehrgeizig, erfolgreich, durchaus überlegen – aber kann manchmal die Selbstbeherrschung verlieren.
Im Skorpion steht neben vielen hellen Sternen einer der prächtigsten des Himmels, Antares (A). Er ist ein Doppelstern: Eine heiße Sonne umläuft einen verhältnismäßig kühlen, roten Überriesen.
Im uralten, sumerischen Gilgamesch-Epos bewachen die Skorpionmenschen das Tor des Berges Maschu, zu dem die Sonne tägliche ein- und ausgeht. Als Gilgamesch um Einlass bittet, prüft die Skorpionfrau sein innerstes Wesen, dann öffnet der Skorpionmann das Tor und beschreibt dem Helden fürsorglich den einsamen Weg durch das Berginnere – die Nacht – zum Sonnengott.
Im griechischen Orion-Mythos prahlt der gewaltige Jäger, er könne alle Tiere töten. Als Orion dann auch noch den Plejaden nachstellt, befiehlt endlich Gaia dem Skorpion, ihn hinzurichten.
In der Arbeit ist er zuverlässig und von rationeller Konsequenz – in der Lieber vorsichtig, in der Ehe treu und selbstlos – etwas zu selbstkritisch.
Das Sternbild der Waage hieß in der arabischen Astrologie „Chelai” – Schere – und gehörte zum Skorpion, der nach griechischer Überlieferung das Urteil der Götter zu vollstrecken hatte.
In der römischen Mythologie ist die Waage das Wahrzeichen von Justitia, der Göttin der Gerechtigkeit. Der Sage nach verließ sie im eisernen Zeitalter als letzte der Himmlischen die von Verbrechen erfüllte Erde, um sich als leuchtendes Zeichen am Himmel niederzulassen. Kunstwerke späterer Zeiten schenkten ihr die Augenbinde – vor allem, um daran zu erinnern, die Menschen nicht nach ihrem weltlichen Ansehen zu beurteilen – vielleicht aber auch, um der Göttin den Anblick der unvollkommenen, menschlichen Gerechtigkeit zu ersparen.
In Beruf und Liebe zeichnet er sich gleichermaßen aus durch Harmonie, Wahrheitsliebe, ein sicheres Urteilsvermögen und Anpassungsfähigkeit. Selten zeigt er Entscheidungsschwächen oder ein Vorurteil.
Spica (S), die Ähre ist der hellst Stern in der Jungfrau und einer der leuchtendsten am Himmel weshalb das Sternbild ursprünglich „Ähre” hieß.
Als die ältesten Völker sesshaft wurden, lag der Ackerbau vorwiegend in den Händen der Frau. Vielfach galt das Mutterecht und die Ähre war das Symbol mächtiger Fruchtbarkeitsgöttinnen. Keusche, männerverachtende Priesterinnen dienten ihnen, verewigt im Mythos vom kriegerischen Volk der schönen Amazonen, die sich vor der Liebe fürchteten und die Männer hassten.
Die Griechen führten den Beginn des Getreideanbaus auf Demeter zurück und verehrten die Göttin im ältesten Geheimkult Griechenlands – dem eleusinischen Mystereien – im Anschluß an die Getreideernte, einer Jahreszeit, in der die Sonne im Zeichen der Jungfrau stand.
Vernunftbegabt und praktisch in der Arbeit – scheu und zurückhaltend in der Liebe – in der Ehe fürsorglich. Lieb die Natur, ist etwas zu nüchtern.
Der Große Bär geht am Nordhimmel niemals unter und ist immer gut zu sehen. Seine hellsten Sterne bilden den Himmelswagen, mit dem sich der Polarstern finden lässt. Er steht in der Verlängerung der hinteren Wagensterne und bildet die Schwanzspitze des Kleinen Bären.
Kallisto war die reizende Prinzessin von Arkadien. Oft und gerne streifte sie durch die heimatlichen Wälder, ohne zu wissen, dass Zeus sie wohlgefällig beobachtete. Sie wuchs heran, heiratete, bekam einen Sohn – Arkas – und wurde immer schöner, bis endlich Hera – Zeus´ eifersüchtige Gemahlin – ihren Neid und den dringenden Wunsch, sie aus der Welt zu schaffen, nicht länger unterdrücken konnte. Sie verwandelte Kallisto in eine zottige Bärin. Einige Jahre später hätte Arkas seine eigene Mutter bei der Jagd fast erschossen – doch Zeus verwandelte ihn in den Kleinen Bären und versetzte beide an den Himmel. Voll Wut darüber verbot Hera den Sternbildern, jemals auf die andere Seite des Himmels zu kommen.
Der Romanze von Helios mit der schönen Ägypterin Klymene entspross Phaeton. Vaterlos wuchs er heran und litt sehr unter dem Spott andere Kinder. Als Jüngling machte er sich auf, den Vater zu besuchen. Weit hinter Indien erreichte er den Palast des Sonnengottes, als dieser eben in seinen goldenen Wagen stieg, um die tägliche Himmelsfahrt anzutreten. Phaeton bat den Vater, nur ein einziges Mal dem Wagen lenken zu dürfen. Helios, der ihn so viele Jahre vernachlässigt hatte, stieg schweren Herzens wieder aus. Kühn brauste Pheaton davon und brannte sofort eine große Schramme in den Himmel, die Milchstraße. Erschrocken lenkte er in die andere Richtung und setzte Afrika in Flammen. Seither sind die Menschen dort schwarzgebrannt. Zeus schleuderte einen Blitz und Phaeton stürzte in den Eridanus. Der ausgebrannte Himmelswagen kam beim Großen Bären zum Stehen. Hephaistos musste dem Sonnengott in seiner vulkanischen Werkstatt einen neuen Wagen schmieden.
Der Becher ist ein kleineres Sternbild am südlichen Himmel. Becher und Rebe sind Symbole des Dionysos.
Die Widersprüchlichkeit der zahlreichen griechischen Mythen über seine Geburt und sein Leben lassen seine Herkunft aus fernöstlichen Naturreligionen vermuten. Er reiste mit einem seltsame Gefolge: Satyr war dem Pan verwandt, von den Römern wurde er später Faun genannt; Silen hatte Ähnlichkeit mit den Kentauren, und die Mänade liebte, wie auch Dionysos, fließende, orientalische Gewänder. Oft schlossen sich Frauen den Mänaden an, zum Kummer ihrer Ehemänner. Bei wilden Orgien nachts in den Bergen gerieten sie dann in Raserei, tanzten bis zur Besinnungslosigkeit und rissen Tiere in Stücke, sogar Menschen, die sie für Tiere hielten. Wein und religiöser Wahn führten zu Visionen, Bewusstseinserweiterung – nicht selten zum Wahnsinn, der „Waffe des Dionysos”. Die Römer übernahmen seinen Kult, nannten ihn Bacchus und feierten die ausschweifenden Bacchanalien.
Die Hydra ist das längste Sternbild am nördlichen und südlichen Sternhimmel.
Die neunköpfige Schlange lebte mit ihrem Freund, dem Krebs um Sumpf von Lerna. Herakles trieb sie mit dem brennenden Pfeilen aus ihrem Lager und hackte mit dem Schwert auf ihre Köpfe ein. Doch für jeden Kopf, den er abhieb, wuchsen zwei neue nach. Dabei zwickte der Krebs ihn ständig in den Fuß. Da rief Herakles seinen Freund Jolaos zu Hilfe, der die Hälse der Hydra mit Fackeln ausbrannte. Nun konnten keine Köpfe mehr nachwachsen. Nur einer der Köpfe war unsterblich, ihn vergruben sie unter einem großen Stein. Dann spaltete Herakles den Rumpf und tauchte seine Pfeile in die giftige Galle der Hydra. Das wurde ihm viele Jahre später selbst zum Verhängnis. Als seine junge Frau Deianeira schamlos von Nessos belästigt wurde, erschoss ihn Herakles mit einem Giftpfeil. Im Sterben riet Nessos der Ahnungslosen sein Blut als Liebenszauber zu benutzen, was sie tat.
Der Große und der Kleine Hund stehen östlich vom Orion. Sirius (S) ist der hellste Stern am ganzen Himmel und einer der nächsten Nachbarn unsere Sonne. Er ist ein Doppelstern, umrundet von einem „Weißen Zwerg” mit überschwerer Materie.
Der Große Hund ist Lailaps. Zeus schenkte ihn Europa als er sie verließ. Lailaps hatte die wunderbare Gabe, dass ihm nicht entgehen konnte. Aber er wurde angesetzt auf eine Füchsin mit der nicht minder wunderbaren Fähigkeit, dass sie niemals gefangen werden konnte. Hätte Zeus nicht eingegriffen und die Tiere an den Himmel versetzt, wären sie bei ihrer endlosen Jagd qualvoll an Erschöpfung verendet.
Der Kleine Hund ist Cerberus, der den Eingang zum Hades bewachte. Eintretende Seelen begrüßte er schwanzwedelnd – versuchten sie aber, den Hades zu verlassen, fraß er sie auf.
Bei den alten Germanen galten Hunde als „geistersichtig”, was ihr manchmal unbegreifliches Gebell erklären konnte.
Seit alters her heißt dieses Sternbild „Fuhrmann”. Da sich aber mehrere griechische Wagenlenker den Ruhm streitig machen darin verewigt zu sein, soll die Ehre hier dem Fährmann zuteil werden, der schon in den ältesten Mythen eine bedeutende Rolle hat.
Im Altertum dachte man sich die Erdscheibe von einem Fluss umgeben, auf dessen anderen Seite die Unterwelt begann.
Im sumerischen Mythos heißt der Fährmann Urschanabi. Er bringt den Helden Gilgamesch, der das ewige Leben sucht, auf die andere Seite und auch wieder zurück – stakt ihn sogar in jene Meeresbucht, in der Gilgamesch Steine beschwert untertaucht und das Lebenskraut vom Meeresboden pflückt. Leider wird es ihm schon kurz danach von der Schlange gestohlen.
Im griechischen Mythos heißt er Charon. Zu ihm geleitet Hermes die Seelen der Verstorbenen, die er gegen einen Obolos übersetzt – weshalb es sehr wichtig war, den Verstorbenen etwas Kleingeld mit ins Grab zu geben.
Orion mit den drei Gürtelsternen ist ein prachtvolles Wintersternbild. Rigel (R) und Beteigeuze (B) sind beides Überriesen jener seltenen, „sterblichen” Größe, die zu einer Supernova werden können.
Im griechischen Mythos ist Orion ein Sohn von Poseidon und der Geliebte von Eos. Im sportlichen Wettkampf erringt er die Bewunderung der Jagdgöttin Artemis. Rücksichtslos aber verfolgt er nicht nur Tiere, auch die scheuen Plejaden, die sich vor ihm fürchten, bis endlich Gaia dem Skorpion sein Ende befiehlt. Dank Artemis´ Fürsprache wird er an einen tierreichen Ort im Sternhimmel versetzt.
Orion ist der griechische Name des gewaltigen Jägers Nimrod, Urenkel von Noah und Stammvater der afrikanischen Völker, Gründer des Assyrischen Reichs und Erbauer des Turms von Babel. In Keilschrift berichten die Tontafel-Bibliotheken Ninives von den grausamen Taten seiner Nachfolgern, aber auch von der Kultur des unterworfenen Völker, von Magie und Sternkunde.
Der Hase ist ein helles Sternbild zwischen Orion und dem Großen Hund. Die Ehre, unsterblich am Himmel zu leuchten, verdankt er weniger seiner Schnellfüßigkeit als seiner sagenhafter Fruchtbarkeit.
So wird von einer Hasenplage berichtet, die auf der kleinen Insel Leros bei Karia – einen Teil der heutigen Türkei – zu ökologischen Schwierigkeiten führte. Zuerst brachte nur ein Bürger eine schwangere Häsin vom Festland mit. Das Tier gefiel den Inselbewohnern, sie begannen sie zu züchten. Bald aber vermehrte es sich so sehr, dass die Feldfrüchte nicht mehr ausreichten, um Menschen und Hasen zu ernähren. Den sicheren Hungertod vor Augen, baten die Inselbewohner Artemis um Hilfe. Die Göttin der Jagd riet ihnen, eine Kette zu bilden und die Tiere mit Stöcken ins Meer zu treiben. Dort ertranken sie zu Tausenden. Doch einen Hasen versetzten sie an den Himmel. So hat Orion ein Opfer, das sich schneller vermehrt als er schießen kann – allen Jägern zu Mahnung, die Tiere zu hegen, aber nicht auszurotten.
Im Sternbild Perseus steht Algol (A), der im Altertum „Dämon” hieß, weil er „blinzelt”. Algol ist ein Mehrfachsystem, bei dem ein dunkler Stern einen hellen Doppelstern umläuft, ihn der Erde gegenüber alle zwei Tage 10 Stunden lang verdeckt.
Zeus verwandelte sich in goldenen Regen, um seine Göttergattin mit Danae zu betrügen. Hera kam trotzdem dahinter. So hatte Perseus, Danaes Sohne, kein leichtes, aber ein heldenhaftes Leben. Gleich nach der Geburt war man ihn und seine Mutter in einer Kiste ins Meer. Sie wurden gerettet, aber kaum war er erwachsen, musste er das Haupt der Medusa holen – ihr Anblick verwandelte jeden sterblichen in Stein. Doch die Götter halfen ihm: Hermes borgte ihm Flügelschuhe, Zauberschwert und Tarnhelm – auf den Rat von Athene, der Göttin der Weisheit, blickte er Medusa nur im Spiegel seines Schildes an, trennte unversehrt das schlangehaarige Haupt vom Rumpf und rettete damit Andromedas Leben.
Die Plejaden sind ein kleine, offener Sternhaufen nahe dem Stier. Ihre Sterne bringen den Gasnebel um sie zu geisterhaften leuchten. Mit bloßen Augen lassen sich sechs bis acht Sterne unterscheiden, weshalb man sie im Altertum Siebengestirn, auch Augenprüfer nannte.
Atlas war der Riese, der den Himmel auf seinen Schultern trug. Von Perseus ließ er sich später ins Atlasgebirge verwandeln, um die drückende Last nicht mehr zu spüren. Die Meernymphe Plejone war die Mutter seiner sieben Töchter Alkyone, Asterope, Elektra, Kelaino, Maja, Merope und Taygeta. Orion erblickte sie einst an einem Flussufer, als sie mit ihrer Mutter badeten und sangen, von Morgennebelschleiern halb verborgen. Lüstern brach er durchs Gebüsch, aber sie flohen erschrocken. Sieben Jahre liefen sie vor ihm davon, der sie unermüdlich durch ganz Afrika verfolgte, bis Zeus die Erschöpften am Sternhimmel in Sicherheit brachte. Dort folgt er ihnen heute noch in sicherer Entfernung.
Der Sternenfluss Eridanus erstreckt sich weit über den südlichen und noch ein Ende über den nördlichen Himmel. Er ist das Spiegelbild aller großen Flüsse der Erde, denn auch bei ihm vereinigen sich viele Quellen zu einem schimmernden Band, das nach zahlreichen Schleifen und kehren in einer breiten Mündung endet.
Der Sage nach wurde Phaeton von Zeus mit einem Blitz aus dem Himmelswagen geschleudert, nachdem er in seinem jugendlichen Leichtsinn die Erde in Flammen gesetzt hatte. Wie eine brennende Fackel stürzte er in den Eridanus und ertrank jämmerlich nach seiner unbedachten Fahrt. Seine Halbschwestern, die Heliaden, verließen den Palast des Sonnengotts und säumten das Flussufer. So unaufhörlich weinten sie um Phaeton, bis sich ihre Tränen in Bernstein und sie selbst sich Pappeln verwandelten. Zeus aber ließ zornig alle Flüsse los, um die brennende Erde zu löschen. So entstand im griechischen Mythos die Sintflut.
Das kleine aber auffallende Sternbild Kassiopeia wandert sicht hinter Kepheus rund um den Polarstern, je nach Himmelsstand gleicht es einem mütterlichen M oder einem traurigen W.
Kassiopeia war die Gemahlin von Kepheus, der vor vielen Jahren König in Äthiopien war. Ihr einziges Kind war Andromeda, eine bildhübsche Tochter, die sie innig liebten. Tatsächlich war Andromeda von solchem Liebreiz, dass die glückliche Mutter einmal voll Stolz ausrief, sie sei noch schöner als die Nereiden. Das wäre ihr besser im Hals stecken geblieben, denn die Nereiden waren die Schwägerinnen von Poseidon, dem gefürchteten Gott des Meeres. Natürlich hörte er von dem eingebildeten Ausspruch und ärgerte sich sehr darüber. Er sandte sein gräulichstes Meerungeheuer los und verlangte, dass Andromeda ihm geopfert werden sollte, sonst ließe er das Königreich verwüsten. Dem musste sich die verzweifelte Landesmutter beugen. (Die Geschichte der wunderbaren Rettung).
Das Dreieck des Südens besteht aus hellen Sternen und ist nur am südlichen Sternhimmel zu sehen.
Es erinnert an die bedeutenden Gelehrten des Altertums. Ohne die Hilfsmittel der Technik, fast ohne Instrumente kamen sie durch Beobachtung, Nachdenken und Gedankenaustausch auf eine fülle von wesentlichen Erkenntnissen, die ihre Gültigkeit bis heute nicht verloren haben und Fundamente von Wissenschaft und Forschung sind.
Anfangs nannten sie sich „Weise”. Pythagoras, der nicht minder weise als seine Vorgänger war, nannte sich als erster bescheiden „Freund der Weisheit”: Philosoph. Dieser Beruf wurde damals ungleich vielseitiger ausgeübt als heute. Die Philosophen erforschten alle Zweige der Wissenschaft und des Geistes. Unter andrem betrieben sie Mathematik, was damals soviel war wie Astronomie und Astrologie zusammen. Sie untersuchten das Dreieck und fanden heraus, dass seine vielseitigen Verhältnisse, wie beispielsweise die Größe der Winkel oder die Länge der Seiten voneinander abhängig sind.
Mit einem unbedachten Ausruf hatte die Königin Kassiopeia den Zorn des Meergottes erregt. Dass irgendeine sterbliche Jungfrau schöner sei als seine Schwägerinnen, die Nereiden, konnte und wollte er nicht ungestraft hingehen lassen. So befahl er einem riesigen Walfisch, zuerst einmal die Küsten des Königreichs zu verunsichern, Fischerboote umzuwerfen und Häfen zu zerstören. Anschließend sollte das Tier zu einem bestimmten Felsen schwimmen und eine dort angekettete Prinzessin fressen.
Der Walfisch tat, wie ihm befohlen. Als er jedoch zum besagten Felsen kam, hatte er das Pech, dass neben Prinzessin Andromeda noch ein gewisser Perseus auf ihn wartete. Dieser zog etwas aus einem Beutel, das sich seltsam ringelte. In Erwartung seiner Lieblingsspeise, dem vielarmigen Tintenfisch, schaute der Wal es gierig an – und wurde vom schlangenhaarigen Medusenhaupt blitzartig in eine Felseninsel verwandelt. Poseidon aber versetzte sein gehorsames Tier unter die Sterne.
Kepheus war vor langer Zeit der König von Äthiopien, ein Mann, dem das Alter schon schwer zu schaffen machte. Eines Tages trat eine Abordnung von Fischern vor ihn, die sich über einen riesigen Walfisch beklagten, der an den Küsten Eigentum und Menschenleben vernichte. Der ratlose König machte sich auf die beschwerliche Reise nach Delphi, um dort das berühmte Orakel zu befragen. Schreckensbleich eilte er zurück und berichtete seiner Gemahlin Kassiopeia von Poseidons ungeheuerlicher Forderung. Aber das Wohl des Landes ging vor – die königlichen Eltern mussten ihr einziges Kind an einen Felsen ketten und seinem grässlichen Schicksal überlassen. In dieser Nacht tat wohl keiner ein Auge zu. Als zu völlig unmöglicher Zeit ein unbekannter Mann in das königliche Schlafgemach platze und um die Hand der Prinzessin Andromeda anhielt, versprachen ihm die Eltern alles, wenn er sie nur retten würde, was er auch tat. Das Königreich wollte er nicht einmal haben.
Die schöne Prinzessin hatte sich tapfer dem Orakel gebeugt und war bereit für das Wohl des Volkes zu sterben. Alleine in der dunklen Nacht verlor sie aber doch den Mut. Sie dachte an ihre arme Mutter und begann zu schluchzen. Das hörte Perseus, der gerade mit Flügelschuhen hoch über ihr durch die Luft flog, froh über seinen Sieg, die gefährliche Trophäe in der Hand. Er stieß herab und fand die bezaubernde Andromeda, die hilflos an den Felsen gekettet ihren sicheren Tod erwartete. Bei beiden war es Liebe auf den ersten Blick. Perseus drückte ihr tröstend die Hand, um die er wenige Minuten später im Palast ihrer Eltern anhielt – nicht ohne dabei auch einen Beutel zu besorgen, der da Medusenhaupt vor den Augen der Liebsten verbarg. Dieses hielt er im Morgengrauen dem Ungeheuer vor die Nase, das sich wie erwartet in Stein verwandelte. Nach der Hochzeit gründete Perseus ein eigenes Königreich, in sie viele Kinder bekamen und sehr glücklich waren.
Pegasus war das geflügelte Ross des Altertums, den neun Musen der Künste stets zu Diensten. Vier Musen beflügelten mit ihm die Literatur, zwei das Theater, je eine Gesang und Tanz – und eine förderte die Sternkunde.
Als Gast am Hof von Tyrins gab er den mannstollen Königen einen Korb. Wutentbrannt forderte sie seinen Tod. Ihr Gemahl mochte aber das Gastrecht nicht verletzten und schickte Bellerophontes mit seinem versiegelten Todesurteil zum König Jobates nach Lykien. Jobates öffnete den Brief erst am neunten Tag – und da mochte er den liebgewonnenen Gast auch nicht mehr töten. Stattdessen bat er ihn, sein Land von der feuerspeienden Chimäre zu befreien. Nach einem seltsamen Traum erwachte Bellerophontes auf Pegasus´ Rücken. Er erlegte das Untier im Höhenflug und wurde sehr berühmt. Das stieg ihm aber zu Kopf und er lenkte das Flügelross in den Himmel. Ärgerlich sandte Zeus eine Bremse, die Pegasus stach. Er bockte und warf Bellerophontes ab, der hart zu Boden fiel.
Im Sternbild Schwan wird das Zentrum unserer Galaxis vermutet. Deneb (D) gehört zu den hellsten Sternen am Himmel, trotz seiner ungeheuren Entfernung. Von Deneb bis zur Erde braucht ein Lichtstrahl 930 Jahre. Das schnellste Flugzeug müsste für diese Strecke 300 Millionen Jahre lang unterwegs sein.
Im griechischen Mythos verwandelte sich Zeus in einen Schwan, um Leda zu verführen, wovon seine Göttergattin wieder einmal nichts merken soll. Die badende Leda freut sich über die Zutraulichkeit des schönen Tieres und lässt sich liebkosen. Danach bringt sie zwei leuchtende Eier zur Welt. Dem einen entschlüpfen die Zwillinge, dem andern die schöne Helena, um die der trojanische Krieg entbrennt.
Aus dem britannischen Mythos vom heiligen Gral stammt Lohengrin. Seinen Nachen zieht ein Schwan und niemand darf nach dem Woher und Wohin seiner Reise fragen. Die Volksmärchen aller Länder verzaubern Brüder in Schwäne, die von schweigsamen Schwestern erlöst werden.
Der Delphin ist ein kleines, sehr schönes Sternbild, und nicht all zu weit von der Leier entfernt.
Arion lebte um 700 v. Chr. am Hof von Korinth und war der berühmteste Liedermacher seiner Zeit. Nur ungern ließ man ihn zu einem Sängerwettstreit nach Sizilien reisen. Dort ersang er sich kostbare Preise und schiffte sich wieder zur Heimreise ein. Seine Schätze ließen dem Kapitän jedoch keine Ruhe. Auf hohe See beschloss er, Arion über Bord zu werfen und gewährte ihm noch einen letzten Wunsch. Arion nahm seine Leier und spielte ein wehmütiges Abschiedslied. Damit lockte er eine Schar von Delphinen an. Als der Kapitän den Künstler von der Rehling stieß, nahmen sie ihn auf den Rücken, fischten auch die Leier aus den Wogen, und trugen ihn den weiten Weg übers Meer nach Korinth, während Arion für sie sang und spielte. Wenig später legte auch sein Schiff dort an. Der Kapitän wurde hingerichtet. Die Götter verewigten Arion auf dem Rücken des Delphins am Himmel.
In der Mythologie und Heraldik ist der Adler von großer Bedeutung. In der nordischen Sage ist er Symbol von Odin, dem Weisesten der Asen und Vater der Menschheit. Er sitzt im Wipfel der Weltesche Yggdrasil und seiht alles auf Erden. Als Sinnbild irdischer Macht ernannte ihn Ptolemäus I. zum Wappentier Ägyptens. Die römischen Kaiser und Feldherren schmückten sich mit Adler-standarten. Auch Napoleon erschien er als würdiges Symbol seiner Macht. Am Himmel ist der Adler ein kleines, sehr helles Sternbild mit Atair (A), einem der hellsten Sterne von allen. Atair ist der Adler von Zeus.
Prometheus war ein Neffe von Zeus und erschuf aus Lehm die Menschen. Als er ihnen zuliebe Feuer vom Herd der Götter stahl, kettete ihn Zeus zur Strafe an einen Felsen. Täglich kam der Adler und zehrte an der Leber, die dem Untersterblichen nachts wieder nachwuchs. 30000 Jahre hing er da, bis Herakles den Adler erschoss und Prometheus von seiner Qual befreite.
Wega (W) in der Leier ist der hellste Stern des Nordhimmels und wird wegen der Kreiselbewegung der Erdachse in 12 000 Jahren den Platz des Polarsterns einnehmen. Die Leier ist ein Saiteninstrument und war im Altertum so beliebt wie heute die Gitarre.
Mit seinem Leierspiel konnte Orpheus wilde Tiere zähmen, sogar Steine und Bäume folgten ihm, wenn er es wollte. Er war einer der Argonauten – durch sein Spiel schlief nimmermüde Drache ein, der das goldene Vlies bewachte. Nach dieser Reise heiratete Orpheus Euridike, die all zu bald von einer Giftschlange tödliche gebissen wurde. Orpheus stieg in die Unterwelt und verzauberte Hades und Persephone mit seinem bewegenden Spiel. Sie erlaubten Euridike, ihm zu folgen, aber er durfte sich nicht umblicken, bis sie auf der Erde waren. Da er ihren Schritt nicht hören konnte, zweifelte er plötzlich ob sie noch hinter ihm sei. Er sah sich um – und ihr Schatten entschwand für immer in der Finsternis.
Riesig kauert das Sternbild des Drachens über dem Polarstern und spiegelt die zahlreichen Drachenungeheuer der Mythologie wider, deren Aufgabe stets ist, Goldschätze oder vernehme Jungfrauen zu bewachen.
In der griechischen Sage bewacht ein Drache die goldenen Äpfel der Hesperiden und wird von Herakles getötet – ein anderer Drache bewacht das goldene Vlies.
Bei Konfuzius ist der Drache Symbol für Erdbeben und Vulkanausbrüche. Im alten China ist der Staatswappen und gilt als glücksbringend.
Mit dem erdverwüstenden Lindwurm Dahaka verbindet das alte Persien einen besonderen Drachenkult.
In der nordischen Mythologie umspannt er als Midgardschlange das ganze Erdenrund.
Aufgabe der Helden ist es, Drachen auszutilgen. Ausser dem Goldschatz erhält der Drachentöter noch geheime Gaben: Der Genuss des Drachenherzens bringt Kunde der Tiersprache. Das Bestreichen mit Drachenblut macht unverletzbar (wie es von Siegfried im Nibelungenlied überliefert wird). Aber auch kirchliche Heilige wie Sankt Georg haben Drachen überwunden.
M 13 im Sternbild Herkules ist der schönste Kugelsternhaufen des Nordhimmels. Er ist eine der 18 Galaxien unseres lokalen Systems und besteht aus unzähligen „roten Riesen”, den ältesten aller Sterne.
Alkmene war der Meinung, von ihrem Gatten Amphitrion umarmt zu werden, in den sich aber Zeus verwandelt hatten, um seine Göttergattin Hera zu betrügen. Herakles, das Kind dieses Seitensprungs wurde lebenslang von Heras Feindschaft verfolgt. Gleich nach seiner Geburt legte sie ihm zwei Schlangen in die Wiege, die er jedoch spielend erdrückte. Er wuchs zu gewaltiger Körperkraft heran. Zwölf Heldentaten wurden ihm aufgetragen, in deren Verlauf er noch unzählige andere Abenteuer siegreich bestand. Nach einem ruhmreichen Leben starb er am Gift der Hydra. Seine Vergötterung wurde von den Römern übernommen. Sie verschmolzen mit ihn mit ihrem Ehegott Hercules. In der Astrologie stellte man ihn uns seine zwölf Taten auf dem Weg der Sonne durch den Tierkreis gleich.
Die zusammenhängenden Sternbilder Schlange und Schlangenträger (gestrichelte Linie) werden in der Astronomie einzeln aufgeführt.
Die klassische Mythologie verbindet beide Sternbilder mit dem griechischen Asklepios, den die Römer Äskulap nennen. Er genießt gottähnliche Verehrung; sein Wahrzeichen ist der Schlangenstab. Der berühmte Arzt gilt als Sohn von Apoll – dem Gott der Jugend, Heilkunst und Wahrsagung und Oberhaupt der Musen. Als Schüler des weisen Chiron erlernt Äskulap die Heilkunst so vollkommen, dass sein Können der Menschheit von unermesslichem Nutzen, ihm selbst aber zum Verhängnis wird. Er begeht die Vermessenheit, einen Toten wieder zum Leben zu erwecken. Zeus bestraft den Wundertäter mit einem tödlichen Blitz – Apoll versetzt ihn unter die Sterne.
Im sumerischen Mythos stiehlt die Schlange dem Menschen das Lebenskraut – sie häutet sich zu ewiger Jugend und Unsterblichkeit, während der Mensch sich mit dem Tod abfinden muss.
Das charakteristische Sternbild der Nördlichen Krone wird auch „Diadem der Ariadne” genannt.
Hinter dem Rücken des Königs von Athen verführte Poseidon die kluge Aithra. Sie gebar Theseus, den der weise Chiron erzog, und der vielen Heldentaten vollbrachte, bevor er sich unter die Opfer mischte, die Athen zum Minotaurus nach Kreta schicken musste. Vom Amphitrite, die den Seitensprüngen ihres Gatten im Gegensatz zu Hera nichts nachtrug, erhielt er ein leuchtendes, goldenes Diadem. In Kreta gewann Theseus die Liebe von Ariadne, der schönen Schwester des Ungeheuers. Sie gab ihm guten Rat und das Fadenknäuel. Im Labyrinth leuchtete das Diadem ihm voran. Theseus stellte den Minotaurus und tötete ihn – und fand mit dem Faden den Ausgang wieder. Er entführte Ariadne und schenkte ihr das Diadem zur Hochzeit. Als sie schwanger wurde, verließ er sie. Dionysos nach sich ihrer an und schleuderte das Diadem an den Sternenhimmel.
Der Rabe ist ein kleines Sternbild nahe dem Becher auf dem südlichen Sternhimmel.
Im sumerischen Sintflut-Bericht werden nacheinander Taube, Schwalbe und Rabe von der Arche ausgesandt, um Land zu finden. Schwalbe und Taube kommen zurück, erst als der Rabe ausbleibt, lässt Utnapischtim auch die anderen Tiere frei.
Nach der biblischen Sintflut lässt Noah den Raben solange hin und herfliegen, bis die Wasser gefallen sind, erst dann sendet er die Taube los, die mit dem Ölzweig zurückkommt.
In der germanischen Mythologie sitzen die Raben Hugin und Munin auf Odins Schultern, fliegen jeden Tag aus, um die Zeit zu erforschen, und sind Symbol für die Allwissenheit Odins.
In Griechenland gilt der Rabe als weiser, prophetischer Vogel und ist dem Apoll heilig. Weil er aber dessen Geliebte anschwärzt, verwandelt Apoll sein ursprünglich weißes Gefieder in Schwarz und setzt ihn zur Warnung für boshafter Schwätzer an den Sternhimmel.
Der Wolf ist ein Sternbild des Südhimmels.
Nach griechischer Überlieferung ist der König Lykaon von Arkardien in ihm verewigt.
Als Zeus sich einst in der Gestalt eines Wanderers auf die Erde begab, um die Gerüchte von der Verdorbenheit der Menschen an Ort und Stelle zu prüfen, war er auch Gast bei Lykaon. Dieser wollte den Gott auf die Probe stellen und gab ihm in einem Eintopf das Fleisch eines Kindes zu essen. Voll Abscheu verwandelte Zeus den König in einen Wolf.
In Rom war der Wolf dem Kriegsgott Mars heilig, und eine Wölfin säugte seine Söhne Romulus und Remus, die Zwillingsgründer von Rom.
In der nordischen Mythologie versucht immer wieder der Fenrirwolf, Sonne und Mond zu fressen – die Erklärung der Finsternisse – was ihm am Tag des Weltuntergangs endlich gelingen wird.
Bei allen Völkern verbreitet war der Aberglaube vom Werwolf: Menschen, die sich nachts in Wölfe verwandeln und sich heulend dem Wolfsrudel anschließen.
Das Sternbild Phönix steht am Südhimmel und ist erst seit dem 17. Jahrhundert bekannt.
Der Phönix ist der sagenhafte heilige Vogel der Ägypter. Er hat purpur- und goldfarbenes Gefieder und verbrennt sich alle 500 Jahre in seinem aus Gewürzen bereiteten Nest. Verjüngt geht er aus dem Feuer hervor, schließt seine Asche in Myrrhen ein und trägt sie nach Heliopolis.
Dort steht noch heute eine Säule des berühmten Sonnentempels, der in der Alten Welt als Quelle aller Weisheit galt.
Phönix bedeutet „Goldhaut”. Von ihrer rötlich gebräunten Hautfarbe erhielten die Phönizier ihren Namen. Dieses bedeutende Handelsvolk huldigte einem Naturglauben. Viele seiner Mythen entstammten den untergegangenen Religionen des Ostens. Im Phönix lebt Melkart fort, der Jahresgott der Phönizier, der ähnlich wie Abraxas die wohltätigen und verderblichen Mächte des Himmels in sich vereinigt. Melkart verbrennt sich selbst in der Sommerglut, um in Frühling zu neuem Leben aufzuerstehen.
Das Sternbild der Taube bekam seinen Namen erst im Jahr 1679. Die Planeten bewegen sich nicht nur um die Sonne – unser ganzes Sonnensystem bewegt sich mit einer Reisegeschwindigkeit von 20km/sec durch den Weltraum, dabei hat es die Taube im Rücken und das Sternbild Herkules als Zielrichtung. In der Taube schwebt eine Dunkelwolke aus Sternenstaub, die von unserem Sonnensystem vor langer Zeit durchquert worden ist – dabei könnte die Eiszeit entstanden sein.
Die Brieftaube ist seit Tausenden von Jahren bei allen Völkern des nahen und fernen Osten bekannt, wobei bis heute nicht völlig geklärt ist, welchen Sinnesorganen sie ihre Orientierungsfähigkeit verdankt.
In Griechenland war sie der Venus heilig und Symbol der ehelichen Liebe und Eintracht. In Rom gab es eine regelrechte Taubenpost. Die Kreuzritter brachten die Brieftauben nach Mitteleuropa. Schnell und geheim überbrachten sie Nachrichten. Als „Kurstaube” war sie für die Börse nützlich.
Das Sternbild Argo umspannt einen großen Teil des Südhimmels und wurde von der modernen Astronomie in drei Teile parzelliert: Schiffskiel, Kompass und Segel.
Jason ließ die Argo erbauen, das fortschrittlichste Schiff, das die Alten Welt bisher gesehen hatte, und versammelte die gewaltigsten Helden um sich, darunter Herakles, Kastor und Pollux und Orpheus. Dann zogen sie aus, das goldene Vlies zu rauben. Auf der Fahrt bestanden die Argonauten zahlreiche Abenteuer. Im Zauberland Kolchis musste Jason mit feueratmenden Stieren pflügen, Drachenzähne säen, denen waffenklirrende Krieger entsprossen, und den nimmermüden Drachen überwinden, der das goldenen Vlies am heiligen Baum bewachte. Alle Gefahren überwand er mit den Argonauten und der Hilfe der Zauberin Medea, die ihn unsterbliche liebte. Er kehrte nach gefährlicher Rückreise mit dem Vlies und Medea zurück, aber beide brachten ihm kein Glück und später zermalmten ihn die Planken der Argo.
Das Kreuz des Südens ist die Zierde tropischer Nächte. Seine vier hellen Sterne sind vom Schimmern der Milchstraße umgegeben. Wie der Polarstern am Nordhimmel ist das Kreuz Orientierung am Südhimmel, weil sein langer Balken genau auf den Südpol zielt.
Die Kreuzigung war in allen Ländern des Altertums gebräuchlich. Die Opfer wurden allerdings nur angebunden. Über der kirchlichen Bedeutung des Kreuzes wird leicht übersehen, dass es als Bildzeichen und Wortverbindung in der Alltagswelt so häufig vertreten ist wie kein anders Symbol. Es gibt Kreuzschlüssel, Kreuzbalken, Kreuzbein, Kreuzorden, Kreuzerdukaten, Straßenkreuzer, Kreuzworträtsel, das Rote Kreuz, das Achsenkreuz und das Kreuzblatt im Kartenspiel. Wer das Schreiben nicht gelernt hat, malt „sein Kreuz” und man macht „drei Kreuze”, wenn etwas Unangenehmes überstanden ist. Heutzutage ist die Straßenkreuzung oft ein verwirrender Ort. Auch der Lebensweg führt manchmal an eine Kreuzung und damit zu einer Entschidung für eine bestimmte Richtung.
Das Sternbild Kentaur steht nahe beim Kreuz des Südens. Die Kentauren der griechischen Mythologie waren ungebärdige Raufbolde, halb Mensch, halb Pferd. Nach dem Kampf mit den Lapithen ließ sich ein Teil von ihnen unter Führung von Chiron in Arkadien nieder. Dort war der Wein ihr Verhängnis. Sie erregten sich an seinem Duft und wollten ihn dem friedlichen Pholos stehlen, ausgerechnet, als Herakles bei ihm zu Gast war. Eine blutige Schlägerei entstand und Herakles wieder begegnen und sich sterbend an ihm rächen sollte.
Chiron war der weiseste Gelehrte seiner Zeit, berühmt für Heilkunst und Bildhauerei. Die bedeutendsten Helden gingen aus seinen Schülern hervor. Als einziger der Kentauren war er unsterblich. So litt er entsetzliche Qualen, als Herakles´ Giftpfeil ihn bei jener Schlägerei versehentlich traf. Er wäre nur zu gern gestorben, doch erst seine Versetzung unter die Sterne konnte ihn erlösen.